IIBA Conference 2019

Kleiner persönlicher Rückblick auf die Internationale Konferenz des IIBA 2019
A bioenergetic view of love, healing, connection and authenticity“

In Torres Vedras, Portugal

Von Mechtild Kraan

„Ich war sehr überrascht, wie politisch die Konferenz war. Das habe ich nicht erwartet und ich war sehr erfreut. Heutige politische Verhältnisse beunruhigen mich oft, so dass ich diese Betrachtungen für sehr notwendig halte.

Bioenergetik Köln, Kibea
Conference-Hotel an der portugisischen Küste

Prof. Luigi Zoja eröffnete die Vortragsreihe mit: Der andere als ein potentieller Feind. Seine Kernaussage: Weil wir das Böse in uns selbst nicht wahrnehmen, sehen wir es in den anderen. Die bekämpfen wir dann. Das ist eine steile These, die die dramatische Spaltung zwischen politischen Lagern, die wir in vielen Ländern beobachten, verständlich macht. Und diese Analyse liefert auch den Ausweg aus dieser verfahrenen Situation.

Dr. Vita Heinrich-Clauer setzte die Vortragsreihe fort, indem sie am Beispiel von Gollum aus Herr der Ringe zeigt, wie über Töne das Negative und Leiden für die Person fühlbar werden kann, und wie über das Beispiel: Töne so wie Gollum und die Verkörperung des Bösen außen und die Ermutigung zur lautlichen Äußerung demgegenüber die Person das Täterintrojekt spüren kann. Ich freue mich sehr, dass Vita Ben Shapiros Arbeit zur Negativität, von der ich sehr profitiert habe, so engagiert weiterführt.

Prof. Darcia Narvaez lieferte eine wunderbare Beschreibung über das Nest, das Menschenkinder brauchen, um gut aufzuwachsen und machte bezogen auf die polyvagale Theorie von Porges deutlich, wie Menschen durch ungutes Aufwachsen in andauernde Zustände von Überforderung  geraten, ihr Gehirn sich anders entwickelt, sie hohe Stressempfindlichkeit haben, sie über deutlich weniger Entwicklungschancen verfügen. D. Narvaez plädierte für eine viel stärkere gesellschaftliche Unterstützung von Müttern.

Die Übungsgruppen am Morgen waren für meinen Mann und mich eine kleine kulturelle Reise.

Den ersten Morgen angeleitet von einer  New Yorkerin: Schön, schwungvoll belebt fuhren wir zum Frühstück. Ich vermisste ein bisschen Zeit  zum Spüren.

Am zweiten Morgen versprachen die Brasilianerinnen, dass wir die Gruppe genießen werden. Den Maracatou zu tanzen mit wunderbarer Musik lässt einen einfach strahlen. Ein Außen und ein Innenkreis, wo wir  unser Gegenüber zweimal mit ausgebreiteten Armen begrüßten und uns bedankten. Ich traf bei dieser Übung eine Frau, mit der ich eine schwierige Beziehung hatte. Und wir beide strahlten uns an. Diese Begegnung  hat was gelöst für mich, für sie auch.

In Partnerarbeit eine andere Person an ihrem Herz zu berühren kommt mir brasilianisch vor. In Germany mache ich eine solche Übung niemals mit einer neuen Gruppe.

Die dritte Übungsgruppe beginnt mit einem wunderschönen vollen Gesang der Kursleiterin. Überirdisch schön. Dann liegen wir fast die ganze Sequenz auf dem Rücken und singen in einzelne Körperteile.  Die russische Übersetzerin gibt Anleitung, wann wir wechseln und wann wir stoppen. Rest und sofort danach noch einmal Rest. Die Gruppe hört sehr gut auf das Kommando, ich bin an meine russische Klavierlehrerin erinnert. Wie erstaunlich der ganze Körper ist belebt, so, als ob wir uns bewegt hätten. Ich lasse mich anstecken vom tiefen Strahlen einer mir bekannten Teilnehmerin.

Guy Tonella

Ein wunderbarer Abriss von der Entstehung des Lebens der komplexen Dynamik der Interaktion von Bakterien bis zu unserer Lebenswirklichkeit, er leitet die Lebenskraft ab als eine Pendelbewegung zwischen Polaritäten und ordnet das bioenergetische Grundverständnis von Kontraktion und Expansion in diesen Zusammenhang ein.. Ziel ist die Homöostase – ein Gleichgewicht zu finden. Er beschreibt die gleichen grundlegende Prozesse auf Zellebene wie im Psychischen und in komplexen sozialen Gemeinschaften. Er weist dem Therapeuten die Aufgabe als Hüterin und Erneuerin der Lebenskraft zu und beschreibt die Aufgaben in diesem Prozess. Der ganze Vortrag ist wunderbar illustriert. Für Lacher sorgt seine Statistik über die Gemeinsamkeit des genetischen Materials von Menschen mit anderen Lebewesen. Mit Affen teilen wir 98 % unserer Erbanlagen, mit Bananen 50%!!! Sein Schlussfolgerung: Das System lädt uns zu Spiritualiät ein, dazu ein Musikstück von großer Schönheit, das mich zu Tränen rührt.

Panel: Odila Weigand

Aus den Neurowissenschaften wissen wir, dass Vorstellungen im Gehirn die gleiche Wirkung erzeugen können wie Erlebtes. Odila Weigand stellt vor, ob wir Visualisierung auch als Fähigkeit nutzen können, um nach einem Trauma einen andere Erinnerung aufzubauen und ihr mehr Gewicht als dem eigentlichen Vorfall geben können. Wie hätte es gut enden können, kann ein Therapeut fragen.

Die Workshops:

Bioenergetik Köln, Kibea
Dozentin Anja van der Schriek-Junker mit Teilnehmern aus Gruppe II

Die Leiterin des Madrider Instituts erklärt die polyvagale Theorie von Porges. Und lässt uns Übungen dazu machen: In einem Paar schaut eine einmal starrend, dann neutral und einmal herzlich. Dann Wechsel. Ich mache die Übung mit meiner Supervisorin, die ich sehr mag.

Und ich spüre bei mir und sehe bei ihr, wie beunruhigt und ängstlich wir werden, wenn wir angestarrt werden und wie schön es ist, willkommen zu sein. Wir haben es nicht in der Hand, wie wir uns fühlen. Wie machtvoll ist so ein Gesichtsausdruck! Wie sehr bestimmt das unser Befinden und die Kommunikation. Weitere Übung: die Hälfte der Gruppe geht mit Augenmasken, wir treffen eine Person. Beim Augenkontakt zerfällt mein Gesicht, sagt meine Partnerin. Ich sehe bei ihr ähnliches, als ich ihre Sonnenbrille aufziehe. Ich bin stark erinnert an solche Übungen in meiner bioenergetischen Ausbildungsgruppe.

Mit meiner Tochter Anna gehe ich zum Workshop von Steve Hofmann, der das Konzept des Mentalisierung mit der Bioenergetik verbindet. Mentalizing ist das, was jede gute Mutter macht, dies erschließt dem Kind Kategorien, die Welt und sein Inneres wahrzunehmen und damit umzugehen. Durch Körperarbeit kann das Fühlen angeregt werden, der Therapeut hilft dem Klienten, das Wahrgenommene in Worte zu fassen, die anderen wahrzunehmen und stärkt seine Fähigkeit, Gefühle zu regulieren und in Kontakt zu gehen.

Bioenergetik Köln, KIBEA
Welcome-Cocktail, IIBA Conference 2019

Der schönste workshop für mich war der mit Frederic Lowen, der übrigens mindestens so große Ohren hat wie sein Vater. Mir gefällt, wie leicht er seinen Vater integriert, zeigt ein paar Familienbilder und ein paar kurze Videos, in den Al Lowen etwas erklärt. Das Thema: Mind-Body-split ist meins. Frederics Kernaussage:  Wir vermeiden, Furcht zu haben.  Furcht ist das einzige, was unsere Pulsation einschränkt, also sollen/wollen wir uns unserer Furcht stellen. Und: nur wenn man viel Furcht erlebt, und die Kanäle für den Lebensstrom offen sind, können wir auch viel Freude spüren.
Er leitete auf ganze sanfte Weise Übungen an. 2 Kreise ca. 30 Personen. Suche Dir einen Partner irgendwo im Kreis.  Der Partner ist nur da, damit jemand auf Dich achtet. Dann legt er eine zauberhafte Musik auf. Ja und dann tanzen wir aufeinander zu und schauen uns an und lächeln, die Musik ist so schön und eine so herzliche Partnerin. Und es ist Gott sei Dank ein langes Musikstück. Dann ein paar Klassische Groundingübungen. Einatmen ausdehnen, ausatmen runterkommen, Stehen, Bogen, Elefant. Zwischendrin springen,  enorm wie locker und freudig dieser  Mann mit 79 Jahren springt.
Dann sollte jeder einmal Angst spüren und rausschreien. Sich vorstellen, dass das eigene Kind hinter einem Auto spielt, das losfahren will: Pass auf. Jeder in der Runde. Bei der Vorstellung fange ich fast schon an zu zittern. Frage mich schon, ob ich das kann oder mein Ton gequetscht ist. Eher Sympathicus oder eher dorsaler Vagus? Sehr unterschiedlich die Töne, die wir hören.
Jeder soll nochmal einen Purzelbaum machen. Oder auch nicht, wenn er/sie sich fürchtet. Dann aber die Furcht spüren. Mein Nacken ist nicht okay, ich verziehe oft den Rücken, wenn ich solche Dinge mache. Da habe ich manchmal langes Leiden, bis ich den Chiropraktiker aufsuche. Ich spüre Angst, beschließe, es trotzdem zumachen. Tue es auch, es ist viel leichter als befürchtet, nix schlimmes passiert, aber ich glaube, body-mind-split, ich war nicht wirklich anwesend.
Wie beenden wir bzw. er das jetzt??? Er bedankt sich, ist zu Tränen gerührt dabei, das rührt auch uns. Er legt Musik auf und wir tanzen noch mal. Wunderbar. Ich bedanke mich noch einmal persönlich. Er gibt mir einen Kuss.

Abschlussfest: Das vegetarische Essen war unterirdisch. Der Wein gut.

Schönes Fest mit guten verbindenden Gesprächen. Tanzerei, ca. 200 Leute auf der Tanzfläche nur noch 4 Personen sitzen in einem Gespräch.  So viele strahlende und  zugewandte Gesichter

Abschlussmeeting:

Eulalia: Digitalisierung: die ganzen selfies, da zeigt man sich von der schönsten Seite und das Negative das zeigt sich im cybermobbing. Das hängt zusammen, wir wollen unsere Schwäche unsere Ängste unsere Wunden nicht spüren. Mit den elektronischen Medien sind wir losgelöst von unserem Körper.

Brasilianerin zeigt, wie groß die soziale Not in Brasilien ist. Wie froh sie ist, dass trotzdem so viele Brasilianer/innen da sind.

Auch das Ende wieder mit Band und gemeinsamen Tanzen und vielen Umarmungen.

Es ist schön, dass ich so viele Menschen immer mal wieder gesehen habe und ihnen begegnet bin. Weil ich z. T: mit meiner Familie gegessen habe, habe ich nicht so viele Gespräche gehabt, wie ich es gerne gehabt hätte, aber sehr viele schöne Augenkontakte und kurze Begegnungen. Das füllt das Herz. Und es war sehr schön für mich, die anregende und herzliche Erfahrung der Konferenz mit meiner Familie und den Teilnehmern unserer Ausbildungsgruppen zu teilen.“